Barrierefreiheit auf der DeafIT

Recap: Die 6. DeafIT Konferenz 

März 2020: Wir hatten uns schon darauf gefreut – bald geht die DeafIT, die IT-Konferenz mit dem Schwerpunkt für die Belange hörbehinderter Personen, los. Als Accessibility Sponsor sollte EVE die Untertitel der Vorträge übersetzen. Dann kam die kurzfristige Absage der gesamten Veranstaltung aufgrund der Coronakrise. Die Organisator:innen entschieden sich die Konferenz zu verschieben und in diesem Jahr als reine Online-Veranstaltung anzubieten. Die Barrierefreiheit hat darunter nicht gelitten – ganz im Gegenteil.

Das erste Mal online

12.03.2021, morgens halb neun: Gleich geht die 6. DeafIT Konferenz los. Annika, unsere Partner Managerin, sitzt bereits am Schreibtisch – zuhause natürlich. Momentan findet alles noch digital statt, auch die DeafIT. Um kurz nach neun eröffnet Nicole Weißkopf, eine der Organisator:innen, die Konferenz mit der Begrüßung der Teilnehmer:innen.

Wir dürfen EVE gleich zu Beginn vorstellen, damit die Teilnehmer:innen der Konferenz wissen, wie sie die Untertitel und die Übersetzungsfunktion nutzen können. EVE stellt an beiden Konferenztagen Übersetzungen der Live-Untertitel zur Verfügung. Nicole Weißkopf beendet ihre Begrüßungsrede und Annika ist dran. Aber es wäre kein erster Tag in einer Online-Konferenz, wenn alles funktionieren würde. Erstmal hören wir keine Annika – die Technik streikt. Auch für die erfahrenen Veranstalter:innen der DeafIT war dieses Jahr eine Umstellung.

DeafIT: Austausch der IT-Branche

Screenshot Welcome digital DeafIt

Die Konferenz wird seit 2014 vom eigenständigen DeafIT-Team ehrenamtlich organisiert und veranstaltet. Das Team ist dem Gehörlosenverband München und Umland e.V. (GMU) zugeordnet. Der thematische Schwerpunkt liegt, wie der Name bereits impliziert, auf den aktuellen Themen der Informationstechnologie. An beiden Konferenztagen finden neben Vorträge auch Workshops rund um das Thema IT, die sich in erster Linie an Menschen mit Hörbeeinträchtigung richtet, statt. Die Teilnehmer:innen und Speaker kommen mittlerweile nicht nur mehr aus dem deutschsprachigen Raum. Das Veranstalterteam möchte ein grenzübergreifendes Netzwerk “für Gehörlose, Schwerhörige, CI-Träger, Ertaubte und Hörende” schaffen, das den Austausch untereinander ermöglicht. Fachwissen wird vermittelt, über Ideen diskutiert und berufliche Weiterentwicklung gefördert – auch über Ländergrenzen hinweg.

Es muss eine barrierearme Bildung- und Informationsveranstaltung, insbesondere für GebärdensprachnutzerInnen, Hörbehinderte und hörende IT-Fachleute, geben. – DeafIT.org

In Deutschland leben ca. 16 Millionen Schwerhörige und 80.000 Gehörlose (Quelle: https://www.gehoerlosen-bund.de/faq/geh%C3%B6rlosigkeit, 22.03.2021). Aber kaum eine Konferenz bietet seine Programm barrierearm an. Oftmals müssen sich hörbehinderte Teilnehmer:innen von Konferenzen selbst um Maßnahmen der Barrierefreiheit, wie zum Beispiel Live-Untertitel oder Gebärdensprachendolmetscher:innen, kümmern.

Deswegen steht Barrierefreiheit, Diversität und Inklusion bei der DeafIT im Vordergrund:  Keiner soll ausgeschlossen werden. Die Konferenz ist in Gebärden-, Schrift- und Lautsprache zugänglich. EVE durfte sich in diesem Jahr um die Übersetzung von Untertitel kümmern.

Barrierearm und inklusiv

EVE lieferte für die Vorträge an beiden Konferenztagen die englische und spanische Übersetzung der Live-Untertitel. Neben EVE war noch ein Team von Gebärdensprachendolmetscher:innen sowie der Schriftdolmetscher-Service Kombia im Einsatz. Bei Vorträgen in englischer Sprache lieferte ausschließlich EVE die Untertitel. Trotz der anfänglichen technischen Schwierigkeiten verlief der Rest der Konferenz für EVE und die Veranstaler:innen sehr zufriedenstellend.

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Die DeafIT überzeugte mit ihrem barrierearmen Programm und der Begeisterung, mit der die Teilnehmer:innen den Vorträgen folgten. Annika stellte am ersten Konferenztag EVE in einer Keynote dem virtuellen Publikum vor. Der anschließende Austausch mit den Zuschauer:innen im Live-Chat zeigte, wie groß das Interesse war.

Unter den weiteren Speakern waren Mitarbeiter:innen von Größen wie Google, der Großteil der Sprecher:innen vertrat jedoch kleineren Unternehmen mit den unterschiedlichsten Ideen und Visionen. Die deep electronics GmbH zum Beispiel entwickelt tragbare Körper-Subwoofer. Mit ihnen lassen sich Audiosignale in Form vom Körperschall spüren. Gehörlosen Menschen wird es so ermöglicht, Musik über Bässe mit ihrem Körper wahrzunehmen. Damit setzt die deep electronics GmbH dem Irrglauben, “dass Gehörlose unfähig seien, Freude an Musik zu erfahren” ein Produkt entgegen, das das Gegenteil beweist.
Das Projekt SIGNS arbeitet daran, dass Sprachassistenten wie Alexa oder Siri mit Gebärdensprache bedient werden können. Mit Hilfe von Kameras erkennt SIGNS Gesten, konvertiert sie in ein Datenformat, das der Assistent versteht – ein weiterer wichtiger Beitrag zur Barrierefreiheit in der digitalen Welt.

Bitte mehr davon

Die DeafIt ist zum jetzigen Zeitpunkt mit ihrem barrierearmen Programm wohl eher eine Ausnahme in der Welt der Konferenzen. Dabei ermöglicht die Nutzung von Gebärdendolmetscher:innen und Live-Untertiteln Menschen mit Hörbehinderung den Zugang zu wichtigen und interessanten Informationen ihrer Branche. Menschen mit Behinderungen sind in allen Bereichen der Arbeitswelt vertreten. Warum ihnen also nicht auch in allen Bereichen, in denen sie wichtige Informationen zu ihren Berufsfeldern erhalten, den Zugang ermöglichen? Warum Menschen, die nicht Deutsch sprechen ausschließen, obwohl überall auf der Welt Innovationen erschaffen werden, die Menschen helfen können? Die DeafIT hat gezeigt was bereits möglich ist und wie das funktioniert: Die vermeintlichen “Zauberwörter” heißen Barrierefreiheit, Inklusion und Vielfalt.

Den Bericht der Veranstalter zur 6. DeafIT Konferenz findest du hier.
Du möchtest deine nächste (Online-)Konferenz ebenfalls barrierearm gestalten? Schreib uns gerne eine Nachricht und wir helfen bei der Planung der passenden Live-Untertitel.